Mir ist schlecht. Es ist ein surreales Erlebnis, Menschen gegenüber zu stehen, mit denen einen vieles verbinden könnte, die man als Menschen achtet, und dabei das Gefühl einer unüberwindlichen, undurchdringlichen, und doch unsichtbaren Mauer zwischen uns zu haben, die gegenseitiges Einvernehmen absolut unmöglich macht.
Jedes Argumentieren zwecklos, Diskussionen sind nicht gewollt, man hat genug zu tun. Außerdem gibt es ja Anweisungen, wie bei „sowas“ zu verfahren sei. Ungeduld, Unverständnis, Herablassung, dann auch Abweisung und Feindseligkeit. Man lacht über die Information, daß öffentliche Körperschaften auf Zwangsmitgliedschaft beruhen. Die Kämmerin selbst hat das Wort offenbar noch nie gehört und findet es abwegig. Der Staat brauche kein Einverständnis vom Einzelnen. Meine Meinung und Rechtsauffassung könne ich ja gern haben, aber sie sei für ihr Vorgehen nicht relevant.
Auf beiden Seiten wird für gut und richtig befunden, was man diesseits der unsichtbaren Mauer tut, und die Sichtweise der anderen Seite wird als unerhört, falsch und schlecht betrachtet. Keiner will auf die Seite des anderen, weil da das Unrecht ist. Aber eine Seite hat die Möglichkeit, der anderen ihren Willen aufzuzwingen: Pfändung, Gerichtsvollzieher, Erzwingungshaft.
Für 30 EUR Hundesteuer, die einem als staatliche Auflage verkauft wird (was sie gar nicht ist). Und außerhalb findet man ebenso wenig Verständnis. Es bringt doch nur Ärger, sich zu wehren. Das war doch schon immer so. Was willst du denn machen als „kleiner Mann“? Du machst dich fertig für nichts.
Wer sich gegen die staatliche Autorität stellt, wird ausgegrenzt. Der Staat wird mit dem Gemeinwesen gleichgesetzt. Wer sich vom Staat distanziert, der distanziert sich vom Gemeinwesen, so wird es empfunden. Wer nicht mehr Sklave sein will, verliert die Solidarität der Sklaven.
Das ist die Realität, der man nicht entkommt. Hic Rhodos, hic salta. Der Weg gabelt sich hier. In die eine Richtung geht es hochaufgerichtet in permanenten Streß und das Gefühl von Rücksichtslosigkeit der eigenen Familie gegenüber, in die andere Richtung geht es kriechend direkt in Ohnmacht und Selbsthaß.
Manchmal muß man sich beugen, um stehenbleiben zu können, heißt es.
Aber es heißt auch: Verhältnisse, in denen du die Knie beugen und den Kopf einziehen mußt, um stehenzubleiben, diese Verhältnisse muß du ändern oder verlassen.
Verlassen kann ich sie nicht, oder ich müßte mich entwurzeln, halt- und damit kraftlos machen. Ändern? Ändern kann ich nur, wenn ich nicht ohnmächtig bin. Ohnmächtig bin ich, solange mein Handeln den Menschen schadet, die ich liebe.
Eigentum kann man abschaffen. Menschen, die einen brauchen, nicht. Soll ich hassen, die mich brauchen und damit in die Knie zwingen? Ist es gesund, gebrochen zu werden?
Wie lange kann Liebe auf diese Weise überleben?