„[Ibn Khaldoun] behauptet die zunehmende Entwaffnung der Zivilbevölkerung, macht aus Männern schutzbedürftige Bürger, gleich Frauen und Kindern, weil sie ihre Waffen abgeben, ganz im Verrtauen auf Recht und Ordnung und sich ganz auf die bewaffneten Kräfte verliessen.
Über die Zeitläufte verlören sich dann bei ihnen die Fertigkeit im Umgang mit den Waffen und was noch schwerer wiege auch die notwendigen Charakterzüge des guten Benehmens und des respektvollen Umgangs miteinander, welche die waffentragenden Nomaden auszeichne. Er sagt, der wohlhabende Bürger, immerhin das Ideal der modernen Gesellschaft, wird zwangsläufig zum kindischen Menschen schlechten Benehmens und übler Charakterzüge. Ein Wehr-und Ehrloser ohne Würde!“
Ibn Khaldoun war ein muslimischer Historiker und Philosoph des 14. Jahrhunderts aus Andalusien, heute Teil von Spanien. Eine seiner wesentlichen historischen Einsichten lautet „Ungerechtigkeit ruiniert am Ende jede Zivilisation.“ Der britische Historiker Ernest Gellner hält Ibn Khalouns Definition einer Regierung für die beste in der Geschichte der politischen Theorie:
„Eine Regierung ist eine Einrichtung, welche Ungerechtigkeiten verhindert, die nicht von ihr selbst begangen werden.“
Ich fand oben zitierten Text im letzten Eintrag des offenbar sträflich vernachlässigten Steppenreiter-Blog.
Ein interessanter Denkansatz. Es widerstrebt mir zwar, Wohlstandsbürger als generell zu kindischem Benehmen und schlechtem Charakter neigend zu beschreiben, aber ganz von der Hand weisen läßt sich das nicht. Andererseits gibt es wirklich genug waffentragende Idioten, denen ich alles andere als gutes Benehmen, Würde und respektvollen Umgang mit anderen Menschen bescheinigen würde.
Tatsache ist, nur ein Mensch, der die Freiheit hat, Waffen zu tragen, ist ein freier Mensch. Wer seine Freiheit nicht notfalls gewaltsam verteidigen kann, verliert sie ebenso schnell wie alles materielle Eigentum, das er nicht gegen gewaltsame Übergriffe zu verteidigen in der Lage ist.
Womit ich bei dem einen Buch bin, das ich derzeit immer mal wieder zwischendurch weiterlese: „Archäologie der Gewalt“. Der Autor Pierre Clastres führt darin aus, daß keine (vorstaatliche) Gemeinschaft ihre Identität behält, wenn sie nicht jederzeit bereit ist, diese mit Gewalt nach innen wie außen zu verteidigen. Kriegsbereitschaft zur Verteidigung definiert und bedingt die vorstaatliche Gemeinschaft. Was nicht bedeutet, daß permanenter Kampf eines Jeden gegen Jeden herrscht, sondern permanentes Taktieren und Bündnisschmieden mit anderen Gruppen gegen weitere Gruppen, wobei sich die Konstellation, wer mit wem gegen wen verbündet ist, ständig neu ordnen kann.
Dazu muß man sagen, daß die vorstaatliche Gemeinschaft sich über Ungeteiltheit (Gleichberechtigung aller Mitglieder) und Totalität (Autonomie, Unabhängigkeit nach außen) definiert. Niemand trifft für andere Entscheidungen. Immer trifft die Gemeinschaft alle Entscheidungen gemeinsam.
Sobald einer dem anderen Vorschriften machen kann, handelt es sich nicht mehr um Vorstaatlichkeit. Jede Unterteilung der Gemeinschaft in Oben und Unten, jede Abgabe einer noch so geringfügigen Entscheidungsbefugnis an jemand anderen bedeutet gleichzeitig Aufgabe der Identität der gesamten Gruppe. Deshalb kann Unterwerfung anderer Menschen auch nicht Ziel der kriegführenden, vorstaatlichen Gemeinschaft sein. Es geht immer nur um Abgrenzung. Sobald es um Unterwerfung geht, verliert die Gemeinschaft ihr Identitätsmerkmal der inneren Ungeteiltheit, die ihr zusammen mit der äußeren Unabhängigkeit wichtiger ist als alles andere.
Sagt Pierre Clastres. Und von Ibn Khaloun lernen wir also, daß ein Bürger kein freier Mensch sein kann, sondern immer nur schutzbedürftiger Untertan einer früher oder später immer ungerecht handelnden Regierung. Der Begriff des freien Bürgers“ ist also ein klarer Fall von Oxymoron. Der Bürger ist kein freier Mann, kein Freeman.
Wußten wir schon. Aber trotzdem eine interessante Einsicht aus dem 14. Jahrhundert.
Habe mir bei Lügipedia den Eintrag zum Waffengesetz (Deutschland) mal angeschaut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waffengesetz_%28Deutschland%29#Mittelalter_bis_1945
Angeblich wurden doch von den „Nazis“ die Deutschen erstmal entwaffnet.
Die eine haben durften….alles NaZiAr$chkriecher !
Toll das Waffenbesitz heute so unkompliziert ist. ^^
Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.
So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechter Treue halten
und nimmer im Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Tand und Schande ficht,
den hauen wir zu Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben.
O Deutschland, heil’ges Vaterland!
O deutsche Lieb‘ und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land!
Dir schwören wir aufs neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht!
Der fütt’re Krähn und Raben.
So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht
und wollen Rache haben.
Lasst brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutschen alle, Mann für Mann
fürs Vaterland zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
und himmelan die Hände,
und rufet alle, Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende!
Lasst klingen, was nur klingen kann,
Trompeten, Trommeln, Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
mit Blut das Eisen röten,
mit Henker- und mit Knechteblut,
o süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache.
Lasst wehen nur, was wehen kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentode mahnen:
Auf, fliege, stolzes Siegspanier,
voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
den süßen Tod der Freien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterlandslied_%28Arndt%29
Danke vielmals. Kannte ich noch nicht. Kommt ins Repertoire. 🙂