„… das, was wir seit vielen Jahren erleben, hat mit dem Ursprung nahezu nichts mehr zu tun – das, was wir seit vielen Jahren erleben, ist eine geradezu diabolische Vermischung aus Etatismus, autoritärem Korporatismus und Staatskapitalismus in seiner allerschlimmsten Ausprägung.
Unter dem Deckmantel der Demokratie bewegten wir uns zurück in die Zeiten des Merkantilismus des 16. Jahrhunderts. Diesem Ungetüm wird das Wort „Kapitalismus“ ans Revers geklebt und für alles verantwortlich gemacht, was schief läuft. Diese (bewussten) Begriffsverstümmelungen sind umso verwerflicher, da sie den eigentlichen Unhold nur für geübte Augen sichtbar machen.
Die deutsche Sprache ist grundsätzlich sehr präzise, es ist vollkommen unnötig, Dinge und Begebenheiten mit Worten zu besetzen, die von sprachlich ungenau bis zu vollkommen inkorrekt reichen. Da dies so ist, muss es böse Absicht sein, wenn unser pervers entartetes Gesellschaftskonstrukt als Kapitalismus bezeichnet wird.“
Die Frau ist gut. Susanne Kablitz heißt sie. Weiter schreibt sie z.B.:
„Kapitalismus oder Marktwirtschaft bieten in ihrer unverfälschten, nicht manipulierten Form die Chance für jeden Einzelnen, etwas zur Bereicherung eines anderen beizutragen und dessen Leben zu verbessern. Selbstverständlich hat dies zur Folge, dass der Einzelne profitiert, aber wieso sollte dies etwas schlechtes sein? Etwas Schlechtes entsteht nur dann, wenn ein Individuum ausgenutzt und missbraucht wird.
In einer echten Marktwirtschaft wäre das jedoch gar nicht möglich, würde der Missbrauchte jederzeit auch mit anderen Marktteilnehmern Handel betreiben können und wäre somit weder erpressbar noch den Launen und Untaten des ehemaligen Handelspartners dauerhaft ausgesetzt. In einer echten kapitalistischen Welt ist der Verbraucher der Souverän, der Kunde ist König. Die Kunden entschieden, ob ein Unternehmer reich wird (weil er sinnvolle Dinge produziert) oder nicht.
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Der Reiz unternehmerischer Tätigkeit lag vor langer Zeit darin, wirtschaftlich unabhängig zu werden, indem man Produkte verkauft oder Dienstleistungen anbietet, die anderen Marktteilnehmern nutzen. Mittelständische und Kleinbetriebe waren immer ein Garant dafür, dass Menschen einer Arbeit nachgehen und diese auch wechseln konnten, wenn die Rahmendaten nicht mehr stimmten. Davon ist kaum noch etwas übrig geblieben. Die Macht über herzustellende Produkte, angebotene Dienstleistungen und die damit verbundene Umgangsweise mit den entsprechenden Mitarbeitern obliegt immer mehr einigen wenigen Großunternehmen, die diese Macht in brutaler Weise für sich zu nutzen wissen und dabei von der Politik bestmöglich unterstützt werden.
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Kapitalismus ist der freie Handel freier Menschen. Wenn Fehler passieren, hat man die Verantwortung zu übernehmen. Man darf sich über die Gewinne freuen (sofern sie auf ehrlichem Wege erwirtschaftet wurden) und man muss die Verluste verantworten (sofern man auch wirklich dafür verantwortlich ist). Nicht mehr und nicht weniger!“
Wobei ich nicht einverstanden bin mit ihrer Gleichsetzung von Marktwirtschaft mit Kapitalismus. Kapitalismus impliziert bereits die Herrschaft der Kapitalbesitzer und damit die Ursache des heutigen (Achtung, Untertreibung!) Debakels: die private Kapitalverleiherei gegen Zins. Marktwirtschaft ist das, was sie da beschreibt, nicht Kapitalismus. Marktwirtschaft kann es auch dann noch sein, wenn das nötige Investitionskapital zinslos von der Gemeinschaft kommt. Kapitalismus ist es nur dann, wenn das Investitionskapital von Privaten gegen Zins sowohl an Einzelne als auch an die Gemeinschaft verliehen wird.