Archiv für den Monat Februar 2017

Prioritäten

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Ich mag mein Leben, so wie es jetzt ist. Kein einziges Element daraus möchte ich missen. Meine einzige Beschwerde ist, dass es mir nicht schnell genug geht mit dem, was ich tue. Ja, es ist viel. Von außen könnte man denken, zu viel. Ich springe zwischen den verschiedenen Baustellen hin und her, habe endlos lange To-do-Listen, muss dauernd Prioritäten setzen. Nicht immer gefällt anderen Leuten, die mit mir zu tun haben, wie ich diese Prioritäten setze. Manch einer wünscht sich, ich würde seine Bedürfnisse mehr berücksichtigen. Geht nicht.

Hier meine Prioritäten:

  1. Ich. Ich muss funktionieren, darf mich deshalb nicht zu sehr unter Stress setzen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Einen gewissen Stress brauche ich zwar, um motiviert zu bleiben. Beim Rest wird aber gnadenlos gestrichen und verschoben.
  2. Meine Tochter, mein Mann, mein Sohn, meine Enkel. Für sie bin ich sofort da, wenn sie mich persönlich brauchen. Außerdem auch für die ältere Generation meiner Familie, wenn es akut wird.
  3. Meine Tiere. Ich möchte keines missen.
  4. Das kleine Unternehmen, der unsere solide Lebensgrundlage hier im Ort werden soll und sich gut entwickelt.
  5. Dann erst meine Freunde. Sorry. Sie sind alle erwachsen und haben sich ihr Leben eingerichtet wie ich mir meines. Ich bin nicht dafür zuständig, dass ihr Leben mit meinem kompatibel ist. Ich bin für sie da, soweit ich Kapazitäten frei habe. Aber ich werde meine Lebensweise nicht nach ihren Bedürfnissen ausrichten, und emotional erpressen lasse ich mich auch nicht mehr.

Und nun zurück in den Trubel.

Lektionen aus dem echten Leben 5

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Es ist bedrückend, wie normal es anscheinend ist, einander zu belügen. Erneut erlebe ich die Enttäuschung, dass sich etwas, was ich jemandem geglaubt habe, als vorsätzliche Lüge herausstellt. Es macht mich todtraurig, dass wieder jemand, den ich geschätzt habe, sich als unehrlich erweist. Andererseits ist es erstaunlich, wie ich fast fünfzig Jahre alt werden konnte, ohne das Urvertrauen in die generelle Aufrichtigkeit der Menschen zu verlieren. Oder das erstaunlich weit verbreitete, enorme Schauspieltalent um mich her zu erkennen.

Erst verlor ich den Glauben an den Staat, dann verlor ich den Glauben an die Menschen. Was bleibt? Der Rest.

Lektionen aus dem echten Leben 3

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Merke: Es bringt nicht allzu viel, einen auf Permakultur zu machen und ein Kompostklo im Haus zu installieren, wenn 75% der Nutzer vor Ekel oder Desinteresse keine Hand rühren, es intakt zu halten. Oder wenn sie es tun, sich so doof anstellen, dass noch nicht einmal der Eimer richtig unter der Sitzöffnung zu stehen kommt und alle tagelang daneben pissen, bevor es einer merkt. Es nutze derjenige das Klo, der es gut findet. Alle anderen bekommen ihr gewohntes Trinkwasserverschwendungsklo zurück.

P.S.: Eine bittere Lektion, wenn das Gute und Richtige sich als nicht für alle gut und richtig erweist und man aus Respekt für andere entgegen seiner Überzeugung davon absehen muss. Der schmale Grat zwischen Fundamentalismus und Oberflächlichkeit, zwischen Überzeugtheit und Rücksichtslosigkeit, zwischen Führung und Diktatur.