Ich habe die Dokumentation nur nach und nach gesehen. Anderthalb Stunden am Stück sind ein Luxus, den ich mir derzeit nicht erlaube.
Es ist eine Mischung aus Wut und tiefer Traurigkeit. Ich erkenne anständige Menschen, wenn ich welche sehe. Und wenn ich sie nicht sehe, erkenne ich sie doch an ihren Handlungen. Ich erkenne auch Charakterschweine, wenn ich welche sehe. Und wenn ich sie nicht sehe, erkenne ich sie doch an ihren Handlungen.
Am Ende bleibt es dabei: Jeder stirbt für sich allein. Die alles entscheidende Frage ist, was er auf seinem Kerbholz hat, wenn seine Stunde gekommen ist. Wem hat er gedient? Der Wahrheit oder der Lüge? Der Gerechtigkeit oder der Ungerechtigkeit? Der Ehre oder der Macht?
Was von meinem bisherigen politischen Selbstbild übrig war, liegt total in Scherben. Wen ich für meinen ärgsten Feind gehalten habe, ist mein bester Freund. Wen ich für meinen besten Freund gehalten habe, ist mein ärgster Feind.
Ich gehe jetzt eine Runde heulen wegen all der Schlechtigkeit in dieser Welt und aus Verzweiflung über die Einsamkeit der Gerechten.
Und ich weiß, wofür ich gestanden haben will, wenn ich eines Tages dieses ganze Elend hier hinter mir lasse.