Ich hab mich verändert

Standard

Fast 20 Jahre war ich es gewohnt, mich als auffällig traditionell oder künstlerisch-alternativ zu kleiden. Jetzt habe ich vier Jahre ganz überwiegend in 0815 nichtssagender, rein praktischer Kleidung verbracht. Ich dachte dann, ich könnte einfach bewusst zur traditionellen Kleidung zurückkehren, aber ich stelle überrascht fest, dass ich mich nicht mehr so wohl darin fühle. Ich empfinde sie als vergleichsweise unpraktisch, fühle mich verkleidet. Das entsetzt mich einigermaßen, denn diese Art Kleidung gehörte zu meinem Ich, war fester Bestandteil meiner Identität. Ich fiel stolz und selbstbewusst auf. Jetzt genieße ich die visuelle Unscheinbarkeit, fühle mich latent gestresst und unsicher, wenn ich wieder durch mein Äußeres auffalle. Ich möchte tatsächlich nicht gesehen werden. Ich hab mich verändert, die wilden Jahre sind vorbei? Ich habe nicht mehr genug Zeit, mich selbst zu gestalten. Ich nehme mir nicht mehr genug Zeit. Weil ich so vieles „Wichtigeres“ zu tun habe. Ist das ein Rückschritt? Oder ist es gut, wenn man nicht mehr so auf sich selbst fokussiert ist, sich selbst nicht mehr so wichtig nimmt? Zeugt es nicht von fehlender Kraft?

Eine Antwort »

  1. Die Zeit an und in sich hat sich qualitativ und auch quantitativ geändert. Sie läuft ab und aus. Time-out-and-off.

Hinterlasse einen Kommentar